Egos.

Wir alle haben Ego, ein Ich. Vielleicht (bestimmt) ist es zusammengesetzt aus mehreren Egos: Das Berufs-Ego, das Beziehungs-Ego, das Gruppen-Ego, das private Ego, das Außen-Ego, das Innen-Ego, das Alter Ego. Alles bildet für mich das Ego-Ego. Das zusammengesetzte Ego.

So weit.

Versteht diesen Artikel nicht als Hass-Tirade. Ego mag Egos. Vor allem das zusammengesetzte, das einheitliche, das individuelle. Aber genau hier (!) liegt für mich das Problem: Viele (er)kennen ihr Ego nicht (mehr). Entweder, weil sie ihm schon lange nicht mehr in die Augen sehen können und es sich inzwischen hinter einer dicken Schicht von Lügen, Betrügen, von Verletzungen und Rachegefühlen, von nicht eingestandenen Fehlern vergraben ist. Viele andere reflektieren ihr Ego nicht und laufen mit. „Weil man’s halt so macht.“ Kein Ego hier vorhanden, nur Spiegelung, Abbildung, Chamäleons, Trends, Fassaden.

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Als Ego sind wir gesellschaftlichen Regeln unterworfen, die uns formen: In erste Linie (und jetzt schreien alle Hobby-Psychologen laut auf) ist die Erziehung entscheidend. Wie wir aufwachsen, welche Werte wir erfahren, welche wir davon aussortieren und zu unseren eigenen machen ist ausschlaggebend. Denn all die kleinen Egos folgen Handlungssträngen, die wir im allerbesten Fall selbstbestimmt wählen.

Und jetzt kommt das Schwierige, die große Verwechslung, die kranke Sucht, die viele Egos zu Egomane macht. Achtung! Selbstbestimmung ist nicht gleich krankhafte Selbstbezogenheit. Ohne Rücksicht auf Verluste. Alleiniges Achten auf die eigenen Bedürfnisse.

Als ein zur Vernunft fähiges Wesen ist der Mensch (eigentlich) im Stande zwischen persönlichen Bedürfnis und Egoismus zu unterscheiden. Heißt vielmehr: Kann ich Bedürfnis von Erfordernissen, Gebote von Begehren und Verlangen von Gefräßigkeit unterscheiden?

Kannst du, Ego? Ich lerne noch.

Es tut weh sich mit seinem Ego auseinanderzusetzen. Also dem echten Ich. In Ganzheitlichkeit. Denn überall wo Licht ist, ist auch Schatten. Es ist nicht immer alles schön, glatt, flauschig und gemütlich. Wir alle haben Schwächen. Ängste. Sorgen. Und Überraschung: Sie wirken sich aus! Aufs Ego.

Die Kunst ist die Gratwanderung auf der Suche nach dem goldenen Mittelweg: Zwischen gesunder Selbstbestimmtheit und krankhafter Selbstzentriertheit.

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